Malta und die graue Liste der FATF

Wohnt man in einem Land, das die Financial Action Task Force in Paris (kurz FATF) auf die sogenannte "graue Liste" ("Grey List") oder Gott behüte sogar auf die "schwarze Liste" ("Black List") setzt, hat man ein Problem. Denn die FATF ist eine Art globales Finanz-FBI und von dieser Institution möchte man nicht geächtet sein.

Besonders schmerzhaft müssen das im Moment Mandanten erfahren, die in Dubai wohnen. Denn auf einmal bleiben ihnen, zumindest im westlichen Banksystem, alle Türen verschlossen:

Banken wie Wise machen keine Konten mehr für Personen mit Wohnsitz in Dubai auf. Auch bei der Überweisung von Geldern von einer europäischen Bank nach Dubai gelten erhöhte Compliance Vorschriften. Und selbst sonst so unkomplizierte Vorhaben wie das Gründen einer Firma z.B. im UK wird auf einmal zu einer Herausforderung.

Warum Dubai bzw. die Vereinigten Arabischen Emirate, auf der Grey List gelandet sind, ist klar: Zu viele wohlhabende Russen haben sich in letzter Zeit dort niedergelassen und ihre undurchsichtigen Geschäfte nach Dubai verlegt.

Aufgrund von fehlender Transparenz und Kooperation bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung fiel das Land bei der Financial Action Task Force FATF in Ungnade.

Auch Malta stand aufgrund von diversen Mängeln bei der Einhaltung von FATF-Standards 2021 kurzzeitig auf der Grey List. Dann besserte die kleine Mittelmeerinsel aber nach und ein Jahr später wurde das Glücksspiel- und Online-Casino-Paradies Malta wieder von der Liste genommen.

Auf dieser Seite erhalten Sie sämtliche Informationen zur grauen Liste der FATF im Zusammenhang mit Malta.

Was ist die FATF überhaupt?

FATF ist die Kurzform der Financial Action Task Force mit Sitz in Paris.

Sie ist eine internationale Institution zur Bekämpfung und Verhinderung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, Finanzierung von Massenvernichtungswaffen und Korruption im Zusammenhang damit.

Hier gelangen Sie zur offiziellen Seite der FATF und können sich selbst ein Bild von der Organisation machen.

Mitgliedsstaaten & teilnehmende Länder der FATF

Insgesamt verfügt die Financial Action Task Force FATF über 39 Mitglieder (darunter Staaten wie Deutschland, Österreich, Frankreich, USA, UK und auch die Europäische Kommission).

Außerdem haben sich über 200 weitere Länder und Jurisdiktionen der Einhaltung und Umsetzung der Standards der Organisation verpflichtet.

Das macht die Financial Action Task Force

Die FATF legt globale Standards im Kampf gegen Finanzkriminalität fest und prüft deren Umsetzung durch die Mitgliedsstaaten und teilnehmenden Länder.

Als Kontrollinstanz prüft die Organisation mit regelmäßigen Evaluierungen die Einhaltung der Standards durch die einzelnen Staaten. Dabei werden potenzielle Risiken identifiziert und Maßnahmen zur Verbesserung vorgeschlagen.

Im Zuge dessen veröffentlicht die FATF auch zwei verschiedene Listen: die Grey List und die Black List.

Die Graue Liste der FATF

Auf der grauen Liste für Finanzstraftaten stehen Länder, die im Hinblick auf die Standards der Organisation diverse Mängel aufweisen.

Konsequenzen für Länder auf der Grey List

Sie unterliegen in weiterer Folge einer verstärkten Beobachtung und müssen der Financial Action Task Force FATF erhebliche Fortschritte bei der Behebung ihrer Schwächen in Sachen Bekämpfung von Geldwäsche sowie der Finanzierung von Massenvernichtungswaffen und Finanzkriminalität demonstrieren.

Ergreifen die betreffenden Staaten keine angemessenen Maßnahmen, um ihr Finanzsystem vor dem Missbrauch durch Kriminelle zu schützen, riskieren sie, auf die "schwarze Liste" gesetzt zu werden.

Hier finden Sie die aktuelle Grey List der FATF.

Die Schwarze Liste der FATF

Auf der Liste der Non-Cooperative Countries and Territories (kurz NCCT) der Organisation mit Sitz in Paris stehen Staaten, die:

  • ein hohes Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung haben,

  • die internationalen Standards zu deren Bekämpfung nicht erfüllen

  • oder sich unkooperativ zeigen.

Hier gelangen Sie zur Black List der Financial Action Task Force.

Diese Auswirkungen hat die Aufnahme in die Grey List

Steht ein Staat auf der grauen Liste der internationalen Institution für Finanzstraftaten FATF, kann dies schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes sowie einen Reputationsschaden zur Folge haben.

Wie man am Beispiel Dubai sieht, führt eine unzureichende Compliance mit den Standards zur Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismus- und Waffenfinanzierung vor allem in der westlichen Welt zu erheblichen Problemen.

Schwierigkeiten im Umgang mit Finanzunternehmen & Banken

Finanzunternehmen und Banken können sich gegenüber Unternehmen oder natürlichen Personen, die in einem Land auf der Grey List ansässig sind, zurückhaltender zeigen.

Gemäß Geldwäschegesetz gelten für Verpflichtete bei verschiedensten Arten von Geschäftsbeziehungen nämlich erhöhte Sorgfaltspflichten.

Dies kann zu einer geringeren Verfügbarkeit von Krediten und zu höheren Kosten für Unternehmen führen, die in diesen Ländern tätig sind.

Potenziell höheres Risiko für ausländische Investoren

Außerdem kann die Aufnahme in die graue Liste die Fähigkeit eines Landes beeinträchtigen, ausländische Investitionen und Handelspartner anzuziehen, da einige Investoren das Land als risikoreicher einstufen als andere Länder.

Warum befand sich Malta auf der grauen Liste?

Malta ist über die Grenzen der EU hinaus als europäisches Glücksspiel-Paradies bekannt und sowohl ein beliebter Standort für Online Casinos als auch Sitz diverser ausländischer Unternehmen.

Der kleine EU-Staat kämpfte in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Vorwürfen rund um Korruption, Geldwäsche und Co.

Unter anderem stand es wegen seines "goldene Pässe"-Programms unter verstärkter Beobachtung durch die Europäische Kommission, die im Zuge dessen sogar ein Vertragsverletzungsverfahren einleitete.

Der EU war dieses Vorgehen von Malta ein Dorn im Auge, weil es EU-Pässe gegen Investitionen verspricht – in Zypern gab es bis 2020 ein ähnliches Programm.

Geldwäsche und Co.? Die Gründe der FATF

2021 wurde Malta als erster EU-Mitgliedstaat auf die graue Liste der FATF gesetzt, weil es eine Reihe von Problemen im Zusammenhang mit der Geldwäschebekämpfung und diverse Terrorismusfinanzierungsrisiken gab.

Und das, obwohl das Land den strengen EU-Gesetzen für zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung unterliegt.

Insbesondere stellte die FATF fest, dass es in Bereichen wie der Sorgfaltspflicht gegenüber Kunden sowie der Meldung und den Informationen von wirtschaftlichem Eigentum und der Meldung verdächtiger Aktivitäten in Malta erhebliche Defizite gab.

Darüber hinaus wurde Malta für seine unzureichenden Schritte bei der Behebung von Schwachstellen in seinem Finanzsystem (wie z.B. die schwache Überwachung von Anbietern virtueller Vermögensdienstleistungen, kurz VASPs) sowie eine unzureichende Durchsetzung der Gesetze kritisiert.

Hier finden Sie einen ausführlichen Blog Post zum Thema.

So schaffte Malta den Absprung von der grauen Liste der FATF

Die maltesische Regierung unternahm nach der Entscheidung der Financial Action Task Force diverse Anstrengungen und leistete ihren Beitrag, um den erhöhten Anforderungen und verschärften Auflagen gerecht zu werden.

Volle Kooperation Maltas

Der maltesische Regierungschef Robert Abela bezeichnete die Entscheidung zwar als ungerecht, er zeigte sich laut der Zeitung "Times of Malta" aber kooperativ.

Er versicherte, dass mit einem Reformprogramm die festgestellten Mängel im Zusammenhang mit dem Thema Finanzkriminalität beseitigen werden sollten.

Aktionsplan der maltesischen Regierung

Dafür wurde ein eigener Aktionsplan erstellt, der sich primär mit drei Maßnahmen beschäftigte:

Bessere Erfassung von Daten & Informationen ansässiger Unternehmen

Während die Informationen über die wirtschaftlichen Begünstigten (Inhaber etc.) vieler in Malta ansässiger Unternehmen bis zur Entscheidung der FATF oft unvollständig waren, wurde hier stark nachgebessert.

Man machte sich ein genaues Bild von der Lage und komplettierte die Details im Register zum Beneficial Ownership.

Verbesserung der Financial Intelligence Analysis Unit (FIAU)

Die Financial Intelligence Analysis Unit soll auf nationaler Ebene in Zukunft mehr zur Analyse und Bekämpfung von Geldwäsche beitragen.

Fälle von Steuerhinterziehung und ähnlichen möchte man in Malta mithilfe der FIAU durch zusätzliche Ressourcen, eine verbesserte Methodik und frühzeitige Erkennung verdächtiger Aktivitäten aufdecken und ihnen gezielt entgegenwirken.

Verstärkte Zusammenarbeit von FIAU und Strafverfolgungsbehörden

Weiters sollen die maltesischen Behörden bei der Geldwäschebekämpfung besser durch die FIAU unterstützt werden.

Sowohl bei der Polizei als auch im Glücksspiel-Sektor setzte man im Zuge dessen auf neue Beamte und auf verstärkte Inspektionen und Überprüfungen von Personen und Unternehmen in Malta.

Compliance mit den Vorgaben der FATF

Diese Punkte tragen dazu bei, Fälle von Steuerbetrug sowie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in Malta effizient aufzuspüren, Mängel zu beheben und diesen künftig vorzubeugen.

Und das mit Erfolg.

Denn ein Jahr nach der Aufnahme auf der grauen Liste zeigte sich die FATF im Juni 2022 mit den Fortschritten Maltas und den Maßnahmen im Kampf gegen Finanzstraftaten und Co. zufrieden und strich das Land wieder von der Grey List.

Fazit Malta graue Liste FATF

Im Gegensatz zu Dubai hat Malta rechtzeitig gegengesteuert und den Absprung von der grauen Liste der FATF binnen nur eines Jahres geschafft.

Anders als unkooperative Länder reagierte man auf die Kritikpunkte der gefürchteten Finanz-Institution und besserte in den entsprechenden Bereichen zur Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, organisiertem Verbrechen und Co. erfolgreich nach.

Damit konnte Malta schwerwiegende, negative Auswirkungen auf den Ruf des Landes verhindern und dafür sorgen, dass das Land auch zukünftig ein steuerlich äußerst attraktives Ziel innerhalb der EU für ausländische Investoren, Unternehmer und viele andere Einwanderer bleibt.

Nun liegt es an dem kleinen EU-Inselstaat, diesen Status Quo künftig aufrechtzuerhalten.

 
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